Von Müllvermeidung und sozialem Engagement

Die Gemeinschaftsschule Marpingen auf dem Weg zur Schule der Nachhaltigkeit

Es ist Ende März. Der Morgen ist noch sehr frisch, das neue Grün zeigt sich erst ganz zaghaft an den Büschen, Bäumen und auf dem Wiesen. Rund 50 Schülerinnen und Schüler der Stufe 6 der Gemeinschaftsschule Marpingen machen sich mit großen, blauen Säcken bepackt auf den Weg, öffentliche Plätze vom Müll zu befreien, der sich über den Winter und das Frühjahr angesammelt hat. Ob Zigarettenkippen und -schachteln, die Verpackung von Big-Mac und Co, Getränkedosen, - alles landet in den großen Müllsäcken, die sich zusehends füllen. „So etwas sammelt sich ja nicht einfach so an“, erklärt Lisa Krohn, Lehrerein in Marpingen, „das Zeugs wird aus Unachtsamkeit oder sogar absichtlich in die Landschaft, auf die Straße oder aus dem Auto geworfen und vermüllt dann nicht nur unser Lebensumfeld, sondern führt – gerade was Plastik angeht – in einer langen Kette dazu, dass sich Mikroplastik auf der ganzen Welt verteilt und über die Nahrungskette alles Leben beeinträchtigt. 

Lisa Kron, Lehrerin für Französisch und Erdkunde, und Elena Holz, Lehrerin für Erdkunde, Biologie und Arbeitslehre haben vor zwei Jahren das langfristig angelegte Projekt „Schule der Nachhaltigkeit an der Gemeinschaftsschule Marpingen ins Leben gerufen und baut dieses seitdem Schritt für Schritt aus. Die Piccobello-Aktion ist dabei nur eine der vielfältigen Aktivitäten, in die Lehrer:innen, Schülerinnen und Schüler gleichermaßen eingebunden sind. Ziel ist es, im kommenden Schuljahr das offizielle Siegel Schule der Nachhaltigkeit zu erhalten. 

Zu den weiteren Projekten auf dem Weg dahin zählen u.a. die Anschaffung eines stationären Wasserspenders in der Aula, der im Schulalltag alle mit stillem Wasser und Sprudel versorgen kann – ohne dass Getränkeflaschen, Dosen und Plastik notwendig werden. Zum Nachhaltigkeitskonzept gehören auch Erlebnistage im Urwald vor den Toren Saarbrückens für die Jüngeren und  Exkursionen zum neuen Unverpacktladen in St. Wendel mit Informationen über Verpackungs- und Müllvermeidung. Auch Aufforstungsaktionen der Schüler:innen in Zusammenarbeit mit Georg Wilhelm, Lehrer an der Marpinger Schule, und dem Forstamt der Gemeinde sind in ihrem Ergebnis nicht nur für die Umwelt nachhaltig, sondern auch für das Selbstverständnis der Schüler und für den sozialen Zusammenhalt der beteiligten Klassen. Darüber hinaus führt die Orientierung an der Nachhaltigkeitsinitiative zur Begrünung schulsicher Innenhöfe. Schüler und Lehrer bauen gemeinsam Ruhebänke zusammen und montieren sie mit Hilfe des Hausmeisters Toni. So wird nicht einfach angeliefert, sondern die viel genutzten Bänke sind das Ergebnis einer gemeinsamen Arbeit – eine in vielfältiger Weise nachhaltige Aktion! Das bereits jahrzehntelange Engagement der Schule für ihre Partnereinrichtungen in Südamerika und Afrika, dem Institut N‘Doluma in der demokratischen Republik Kongo und dem Casa do Zezinho im brasilianischen São Paolo zeigen, dass Nachhaltigkeit schon lange Bestandteil der pädagogischen Arbeit an der Schule ist.
 
„Wir orientieren uns mit unseren schulischen Nachhaltigkeitskonzept an den sogenannten 17 SDG, den 17 Nachhaltigkeitszielen der UNO, die diese in ihrer Agenda 2030 für globale nachhaltige Entwicklung formuliert hat“, führt Lisa Kron weiter aus. So wolle man die Kinder und Jugendlichen nicht nur für einen schonenden Umgang mit Ressourcen, sondern auch für ein besseres soziales Miteinander sensibilisieren. „Es geht uns hierbei um ein umfassendes Verständnis des Miteinander, das Mensch, Natur, den einzelnen und die Gemeinschaft aller unserer Schüler und Lehrer miteinschließt“, so Elena Holz. 

Mit jeder unserer Aktionen soll die Erfahrung vermittelt werden, das man von der Idee bis zur Umsetzung an einem Projekt beteiligt ist, was nicht nur Selbstbewusstsein vermittelt, sondern auch den Wert dessen, was erreicht worden ist, erhöht. Einer der größten Erfolge in den Bemühungen zur Schule der Nachhaltigkeit ist die Verleihung des Jugendpreises 2022 des Kreises St Wendel an das Seminarfach der Klassenstufe 12. Er wird am 22. Juni im Kreistag an die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten verliehen. Sie informierten sich im vergangenen Jahr nicht nur über Nachhaltigkeitsinitiativen, sondern wurden auch persönlich aktiv, u.a. beim Food-Sharing (Vorstellen der App Too Good To Go), in der Herstellung von Bienenwachstüchern als Alternative zu Plastikverpackungen oder mit der Sammelaktion „Sonnenbrillen“ für Bewohner der Hochgebirgsregionen der Anden, die sich diesen wegen der hohen Strahlung unbedingt notwendigen Schutz nicht leisten können.