Was will ich werden? Vor dieser Frage stehen heute wie früher Mädchen und Jungen spätestens dann, wenn der Schulabschluss immer näher rückt. So vielfältig wie die Beratungsangebote in den Schulen, die Infos im Jobcenter und die Fragebögen sind, so vielfältig fallen auch die Antworten aus, die den jungen Leuten gegeben werden. Um hier Klarheit zu schaffen, bietet die Gemeinschaftsschule Marpingen seit einigen Jahren vor dem Start der klassischen Berufsberatung und den betrieblichen Praktika den Talente-Check an. So griffig wie die Bezeichnung, so schnittig ist auch die Idee dahinter. Statt zuhören und lesen selbst etwas tun, ist die Devise. Organisiert und durchgeführt wurde die mehrtägige Veranstaltung von Lisa Dewes und ihren Team von der WIAF in St. Wendel.
Ole Wittich, Tamino Altmann, Lea Sträßer und Elisa Stoll, alle zwischen 13 und 14 Jahren, berichten begeistert, aber auch kritisch von ihren Erfahrungen. „In der kleinen Turnhalle wurde ein regelrechter Talente-Check Parcours aufgebaut“, so Ole. Dort konnten sich die rund 100 Jungen und Mädchen der Klassenstufe 8 an vier Tagen in kaufmännischen, handwerklichen, kreativen und sozialen Tätigkeiten testen und herausfinden, ob Dieses oder Jenes ihr Metier werden könnte. „Ich war voll begeistert von den Handwerker-Tischen“, erklärt Elias. Dort mussten in vier aufeinander aufbauenden Stationen zuerst ein Kabel freigelegt, dann eine elektrische Verbindung hergestellt werden. Dabei waren Löten und Kabelbiegen weitere Zwischenschritte, bis mit dem Umlegen des Schalters die Lampe brannte und der Erfolg der Arbeit unmittelbar sichtbar wurde – oder auch nicht. In diesem Falle hieß es dann, den Fehler zu suchen. „Da konnte man sich schon reinarbeiten“, meint Tamino. „Und am Ende hatte man auch gleich ein Erfolgserlebnis.“
Um dieses Engagement und den Spaß am Entdecken geht es beim Talente-Check. Die Erfahrungen wurden abschließend in einem Auswertungsgespräch reflektiert. „Das gehört unbedingt dazu“, erklärt Thomas Alt, stellvertretender Schulleiter und verantwortlich für die schulische Berufsberatung in Marpingen. So können die Mädchen und Jungen ihre Stärken erkennen. „Denn wer Spaß an seiner Tätigkeit hat, bleibt auch dabei, bringt gute Leistungen und ist zufrieden“, so Alt weiter. Das ist auch für Lea Sträßer ein wichtiger Aspekt. Sie interessierte sich neben den handwerklichen Stationen, wo auch Sägen und Bohren gefragt war, v.a. für den kaufmännischen Bereich, in dem es um die Kostenkalkulation einer Firma Milchmann ging. „Da hätte ich mir gewünscht“, gibt sie zu bedenken, „dass diese Station ausgebaut und noch anschaulicher gestaltet wird.“ Auch sie war voll bei der Sache und suchte nach der effizientesten Lösung für das kaufmännische Problem. Weiterhin waren kreative Gestaltungssaufgaben zu absolvieren, eine Station stellte das abstrakte Denken bei Prozessabläufen in den Mittelpunkt, einfach erklärt und umzusetzen am Beispiel des Kuchenbackens. Das soziale Berufsfeld war u.a. mit dem gegenseitigen Messen des Blutdrucks vertreten, was die Nähe zu anderen Menschen und Einfühlungsvermögen miteinschließt. Manche taten es sich hierbei schwer, anderen fiel der direkte körperliche Kontakt leicht und sie erhielten so – ganz ohne Befragung – einen wichtigen Hinweis darauf, was sie einmal werden könnten. Auch die Wahl des passenden Betriebes für das dreiwöchige Praktikum in einigen Monaten fällt nun vielen leichter.
Der Erfolg der handlungsorientierten Berufskunde zeigte sich nicht zuletzt darin, dass alle Schülerinnen und Schüler – ohne Ausnahme – drei Unterrichtsstunden konzentriert und interessiert bei der Sache waren. Und auch darin, dass zahlreiche Verbesserungsvorschläge gemacht wurden. „Gerade die handwerklichen Stationen haben viel Spaß gemacht“, meint Ole. Wenn man sich an den anderen Stationen noch stärker selbst ausprobieren könne, dann sei der Talente-Check perfekt, schließt er seine Erklärungen.