Ob mit Fahrrad, Auto oder zu Fuß, Sicherheit sollte im Straßenverkehr Vorrang haben. Doch volle Straßen, Staus zur Rushhour und selbst in kleinen Orten auf dem Land sorgen dafür, dass es oft schwer fällt, den kühlen Kopf zu bewahren. Schülerinnen und Schüler können ein Lied davon singen, denn gerade dann, wenn sie sich morgens auf den Weg machen, herrscht Stress (Mein Gott, verschlafen, jetzt aber Gas!) und Gedränge v.a. im Umfeld der Schule. Das führt nicht selten zu brenzligen Situationen und Unfällen.
Genau dieser Erfahrung war der Beweggrund für Jan Wagner, Lehrer an der Gemeinschaftsschule Marpingen, für junge Verkehrsteilnehmer einen Workshop zur Verkehrssicherheit zu organisieren. In Zusammenarbeit mit dem ADAC konnten die rund 180 Jugendlichen der Klassenstufen 10 und 11 selbst ihr Können erproben. In der Aula der Gemeinschaftsschule wurden an vier Stationen authentische Verkehrssituationen nachgestellt. Die erste ermöglichte es, mit der virtuellen Brille die Reaktionszeit im Straßenverkehr zu testen, ein Gefühl für Schnelligkeit und Straßenhaftung bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen zu bekommen. Die dazu genutzten Vespa-Modelle kamen bei den Schüler:innen sehr gut an. „Man hat das Gefühl, tatschlich auf der Straße unterwegs zu sein“, erklärt Leon Reddich, 11b. „Und man spürt auch die eigene Unsicherheit in dieser oder jener Situation auf der Straße“. Das lasse einen vorsichtiger werden, wenn man selbst unterwegs sei, betont seine Mitschülerin Susan Kutscher. Auch die Station, die sogenannte „Rauscheffekte“ simulierte, war gut besucht. Mittels einer so gennannte Rausch-Brille wurde das Erleben nach einigen Gläsern Bier oder Cocktails nachempfunden und mit der eigenen Umweltwahrnehmung ohne Brille verglichen. Hierbei stand im Mittelpunkt, den Jugendlichen bewusst zu machen, wie sehr die Körperkontrolle schon bei wenigen Promillen Schaden nimmt. „Diese Erfahrung und v.a. das anschließende Gespräch untereinander bringe mehr als Warnungen und Belehrungen“, heben Johan Tariq und Daniela Adolph vom ADAC hervor. Die vierte Station des Sicherheitsparcours verdeutlichte anschaulich den „toten Winkel“, der gerade an den Bushaltestellen des Schulwegs und vor der Schule oft zu heiklen Situationen führt. „Aber auch Radfahrer sind hierbei besonders gefährdet“, meint Organisator Jan Wagner, selbst passionierter Biker, der das Rad zuweilen auch als Verkehrsmittel wählt, um zur Arbeit zu gelangen. Für diese Station vermittelten die engagierten Vertreter des ADAC, neben Johan und Daniela auch Julia Meine, Lukas Binder und Sebastian Lauer, wie wichtig der direkte Blickkontakt im laufenden Verkehr sei. Sich nur auf die Regeln und Schilder zu verlassen, bringe einen selbst und andere in Gefahr. Um das zu vermeiden, müsse man immer voll bei der Sache sein – hinter dem Steuer, am Fahrradlenker und auch auf den eignen Beinen.
Unter den Schülern fand sich niemand, der sich von den vielfältigen und v.a. lebensnahen Testangeboten nicht angesprochen gefühlt hätte. Die Verbindung von moderner Technik, anschaulichen Stationen und der anschließenden Problematisierung durch die jungen Dozent:innen war rundum erfolgreich. Zu hoffen bleibt, dass die Marpinger Schüler nun besser und sicherer im Straßenverkehr unterwegs sein werden – vielleicht besser als so mancher Erwachsene, der – ein Blick auf die Straßen genügt - oft genug nicht zum Vorbild dient.