Angemeldet waren rund 40, doch am Ende waren es über sogar 60 Schülerinnen und Schüler der Marpinger Gemeinschaftsschule, die sich vor Ort, im Landtag des Saarlandes, über die Landespolitik informieren wollten. „Es sind zwar immer sehr diskussionsfreudige Stunden, wenn in der Schule Politik auf dem Plan steht“, meinen Leon und Hanna, beide angehende Abiturienten der Gemeinschaftsschule Marpingen, „aber vor Ort, hier im Landtag, ist Politik authentischer. Man spürt direkt, dass hier die gesellschaftliche Zukunft unmittelbar gestaltet wird.“
Dabei zeigten sich die jungen Erwachsenen aus den Klassenstufen 11 und 12 zunächst erstaunt, dass sie den gesamten Plenarsaal füllten, einige sogar auf die Besuchertribüne ausweichen mussten. Dass das Saarland mit der knappen Million Einwohner natürlich keine riesige Volksvertretung braucht, erklärte ein Mitarbeiter des Landtages nach einer Führung durch das Gebäude und einem Vortrag zur wechselvollen Geschichte des Saarlandes. So saß man auf den Plätzen, die sonst von den Abgeordneten belegt werden, diskutierte im spontanen Rollenspiel zur wirtschaftlichen Zukunft des Landes vom Rednerpult, an dem sonst Wirtschaftsminister Jürgen Barke, Anke Rehlinger oder die VertreterInnen der drei Landtagsparteien ihre Positionen verdeutlichen. Im Anschluss bot sich die Gelegenheit, mit Abgeordneten dieser drei Parteien live zu diskutieren, was auch rege genutzt wurde. Kritische Nachfragen zur Schulpolitik, zur Integration, zum Nahverkehr und zur Abgrenzung zu Positionen, die gesellschaftliche Minderheiten diskriminieren, führten zu einer lebhaften, offenen Debatte mit Christoph Rudolf Schaufert, Reka Klein und Jonas Reiter. Zuweilen wurde so engagiert debattiert, dass einige sogar die gereichten Croissants, die angebotenen Getränke und die Zeit aus den Augen verloren. Nach eineinhalb Stunden Diskussion im ehemaligen Kasino des Landtages waren beileibe noch nicht alle Themen angesprochen, geschweige denn ausdiskutiert, doch fand sich niemand unter den Marpinger Schülerinnen und Schülern, der oder die sich nicht angesprochen gefühlt hätte. Im Unterricht wurde dann auch das ein oder andere Thema nochmals aufgegriffen. Einig waren sich alle, dass der Politikunterricht am besten im Parlament und mit Parlamentariern stattfinden sollte. „Hier ist der Ort, wo unsere Zukunft mitgestaltet wird“, meint Finn Schmidt, weshalb man noch viel öfter den Klassenraum mit dem Plenarsaal in Saarbrücken, Berlin oder Brüssel wechseln sollte. Dem stimmten auch die drei Abgeordneten und insbesondere Reka Klein ohne Umschweife zu. Sie war selbst Schülerin der Gemeinschaftsschule Marpingen, hatte ihr Abitur u.a. in Politik abgelegt und ist seit März 2022 Abgeordnete im Landtag. Nicht wenige der 60 Schülerinnen und Schüler wurden durch diesen Unterrichtsmorgen im Saarbrücker Landtag dazu animiert, sich auch außerhalb der Schule mit Politik zu beschäftigen und sich zu engagieren, für ihre und die Zukunft des Saarlandes in den Gemeinden, im Kreistag oder, wie ihre ehemalige Mitschülerin Reka Klein, im Landtag des Saarlandes.