Raus aus der Schule, rein ins Museum. Online-Unterricht, Videokonferenzen, Arbeitsblätter – nach zwei Jahren Pandemie freuen sich nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch ihre Lehrer, dass das Lernen außerhalb von Schule und fixer Lerngruppe wieder möglich wird. Und außerhalb der vier Wände des Klassenzimmers lernt es sich oft leichter, vielleicht sogar besser.
Die Moderne Galerie Saarbrücken ist ein solcher Lernort, der, wie alle Teilnehmer einhellig betonten, sehr inspirierend sei. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 11b der Gemeinschaftsschule Marpingen hatten die Möglichkeit, Claire Morgans Kunstinstallationen „Joy in the Pain“ in ihrer ganzen Ambivalenz zu erfahren. Engagiert führte Frau Bock vom Saarlandmuseum durch die zwei Ebenen der Ausstellung und präsentierte im lockeren Gespräch mit den jungen Erwachsenen Morgans Kunstidee anhand der luftig leichten und doch auch Gewalt andeutenden Objekte. Bunten Plastikfetzen, hauchdünne Nylonfäden, ausgestopfte Tiere, die – so betonte Frau Bock – bei Unfällen ihr Leben verloren und von der Künstlerin eigenhändig für ihre Werke präpariert wurden. „Das provoziert, macht neugierig und fordert zum Nachdenken über den eigenen Standpunkt heraus“, erklärt Leon Reddich, Schüler der 11b. Er und seine Mitschülerinnen und Mitschüler ließen sich gerne durch diese bunte Welt aus Plastik und Tierwelt führen und hinterfragten den auf den ersten Blick dekorativen Charakter der Kunstwerke. Ausnahmslos alle ließen sich auch dazu inspirieren, im folgenden Kunstworkshop eigene Werke zu erschaffen, die Farbe, Tier und Botschaft miteinander verknüpften. Für die meisten stand in der Motivwahl der eigenen Pastellmalerei der Umweltschutzgedanke im Vordergrund. Manche verknüpften existentielle Erfahrungen mit der menschengemachten Umweltzerstörung, andere wiederum griffen die Widersprüchlichkeit des menschlichen Umgangs mit der Natur auf. Frau Vogel, die Kunstpädagogin des Hauses, führte die Klasse nicht nur in die Pastellmalerei ein, sondern unterstützte sie auch in ihren eigenen Ideen und kreativen Ansätzen. Denn es ging ja nicht in erster Linie um das Einstudieren einer künstlerischen Fähigkeit, sondern darum, den eigenen Gedanken einen bildnerischen Ausdruck zu verleihen. Dazu diente auch ein kleiner Text, eine Gedicht oder ein Aphorismus, der in das Bild integriert werden sollte, um so sprachliche Botschaft und Abbildung zu verbinden. Das regte natürlich zu eigenen Überlegungen und Diskussionen an, die – zurück in der Schule – auch im Klassenzimmer fortgeführt werden können. Da die Ergebnisse des Workshops nun den Klassensaal zieren, muss dies nicht explizit im Unterricht geschehen. Denn die Bilder fordern auch den stillen Betrachter heraus, ganz im Sinne Claire Morgans.