Am Ende waren es rund 320 km Strecke bei mehr als 6000 Höhenmetern: 25 Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule Marpingen stellten sich der Herausforderung, die Alpen von Nord nach Süd mit dem Rad zu überqueren – ohne die so beliebte elektrische Unterstützung, ganz alleine aus eigener Kraft. In fünf Tagesetappen ging es vor den Sommerferien von Südbayern über das österreichische Tirol ins italienische Etschtal, wo bereits die Sonne des Südens zu spüren war.
Dass die Fahrt dorthin über steile Anstiege zu mehr als 2000m hohen Pässen mit eigener Kraft gelang, machte mächtig stolz. Deborah, Hanna und Emilia, Schülerinnen der Klasse 12a der Gemeinschaftsschule Marpingen, alle drei gerade volljährig geworden, hätten zu Beginn des 12. Schuljahres nie daran gedacht, einmal auf dem Drahtesel in den Bergen zu strampeln. „Das war eine wahnsinnig tolle Erfahrung“, berichten die drei jungen Frauen, „vor den Anstiegen nicht zu kapitulieren, sondern sich langsam, aber zielsicher nach oben zu schrauben“. Doch auch für viele andere, die sportliche Herausforderungen in ihren Vereinen gewohnt sind, war das stete und zuweilen quälend lange Aufwärtsfahren mit Steigungen von bis zu 16 % kein Zuckerschlecken. Geduldig warteten sie auf der Passhöhe, bis alle angekommen waren, um dann gemeinsam die lange Abfahrt zu genießen. Dreimal ging es ab Rosenheim bergauf, dreimal bergab, zuerst in die Kitzbühler Alpen, anschließend nach Wald im Pinzgau und über den Gerlospass ins Zillertal, um dann übers Pfitscher Joch den Alpenhauptkamm nach Sterzing zu überqueren. Der Abschluss führte dann an den Natterer See zurück ins Inntal.
Diesmal war die Strecke so ausgewählt, dass mehr als ein Hauch echtes Abenteuer zu spüren war: So mussten Gebirgsbäche über Furten durchquert und auf Bergetappen die Räder sogar geschultert werden. Einige Abfahrten führten entlang rauschender Wasserläufe, fernab der Zivilisation und v.a. der nächsten asphaltierten Straße. Zuweilen war es nur ein schmaler Pfad auf einer steilen Bergwiese, der den Weg vorgab. Ein durchgechecktes und stabiles Mountainbike war daher neben einer guten Kondition, Körperbeherrschung und einer Menge Durchhaltevermögen, Biss und ausreichendem Training Bedingung dafür, dass man ganz nach oben kam. Die im blendenden Sonnenschein weit oben glänzenden Schneereste des Winters, darüber der tiefblaue, klare Himmel, die frische Luft und v.a. der weite Blick zu den Dreitausendern und tief hinunter in die grünen Täler der Ziller und der Etsch – diese Eindrücke werden allen in Erinnerung bleiben, sind sich Deborah, Emilia und Hanna sicher. „Es ist mit das aufregendste Erlebnis unserer Schulzeit“, ergänzt Simon, ebenfalls 18 Jahre und Schüler der 12b, „und zwar nicht nur wegen dem unbeschreiblichen Gefühl, mit eigener Kraft sozusagen aufs Dach Europas gefahren zu sein.“ Es sei auch das Gemeinschaftserlebnis gewesen, was ihn neben den majestätischen Alpengipfeln besonders beeindruckte. Das Wetter spielte in diesem Jahr mit und bescherte den 25 angehenden AbiturientInnen der Gemeinschaftsschule Marpingen und ihren vier Begleitern erhebende Momente in einer der großartigsten Landschaften Europas.
Die Transalp wird von Thomas Alt im Seminarfach der Stufe 12 seit vielen Jahren angeboten und stellt neben der sportlichen auch eine logistische Herausforderung dar. Nicht nur der Gepäcktransport, sondern auch die Verpflegung unterwegs und Anreise wie Rückfahrt müssen organisiert werden, weshalb neben den Begleitern auf dem Bike auch immer ein Kleinbus mit von der Partie ist. „Manchmal muss auch spontan umdisponiert werden“, erklärt Thomas Alt“, wenn z.B. Reparaturen oder zusätzliche Verpflegungspausen notwendig werden. Um die Kosten so gering wie möglich zu halten, damit die Teilnahme nicht am Geldbeutel scheitert, werden in jedem Jahr Sponsoren gesucht, was auch Zeit und Energien bindet. Über das Seminarfach der Oberstufe sind die Schülerinnen und Schüler mit in die Organisation der insgesamt achttägigen Tour eingebunden. Doch dieses Engagement sei es wert, denn so ermögliche die Schule allen Interessierten die Teilnahme. „In den Monaten zuvor wird natürlich ordentlich Kondition aufgebaut, am Schaumberg und überall im St. Wendeler Land. 6000 Höhenmeter bekommt man hier zwar so schnell nicht zusammen, aber ein gutes Training ist es allemal.“